Papa

L. sagt
Feines 2013!
Heiligabend Afterhour.
Die Chaostage beginnen mit der Rückkehr der Berliner Freunde.
Monarch neulich.
Jetzt Ratzeputz in Neukölln zur Afterhour am Heiligabend.
Aller Bäuche platzen, jetzt geht nur noch Bier und Schnaps.
Als es früh ist, kommen wir auf dumme Ideen und gehen ins Ritter Butzke.
In der Hütte spielen sie Hip Hop.
Ein Mann mit Mütze versucht’s bei jeder. Am Ende soll er Glück gehabt haben und knutscht mit einer
die spät genug kam, um die Szenerie davor nicht zu kennen.
Ein ostdeutsches Pärchen tanzt in der Ecke.
Sie sext alle an.
Immerhin: Es läuft Madonna.
Was ist eigentlich aus Weihnachten geworden?
Frohe Weihnachten
Ihr Lieben, euch allen mehr oder weniger treuen Lesern, Freunden und Bekannten hier und dort ein feines Weihnachtsfest im Kreise eurer Lieben und der Familie.
Strohhalme.
Benehmen Sie sich bitte wie in der Wohnung!
Stefan macht ’ne Fete und alle kommen.
Auf dem Weg dorthin der Photoautomat in der Weserstraße.
Dies ist der erste Schritt zum Partykiez, wenn es die Weserstraße nicht
schon vorher war.
Ein Schild mahnt zur Ruhe trotz Photoautomat, also machen wir ganz leise Photos. Psssshh.
In der WG sind alle voll. Voll alle. Alle voll.
Im Wohnzimmer gibt’s Musike und die Leute tanzen.
W. zweifelt, man könne mit roten Haaren doch nicht an offizieller Stelle arbeiten.
K. meint, dass doch.
Verwirrung.
Ein Franzose erzählt uns was von Brahms.
Ich erzähl ihm was von Elgar.
Zu dir oder zu mir. Dein Ernst?
Die Straßen sind glatt. Die Leute warten auf den M29. Wer nicht zur Arbeit fährt, fährt heim.
– Wow, hast du tolle Beine! Sorry… Ist dir jetzt unangenehm, ne? Musst du auch jetzt aussteigen?
– Steigen grad alle aus? Dann muss ich auch aussteigen.
– Ich kann auch in die andere Richtung gehen, wenn dir das unangenehm ist.
– Nö, ich muss am Hermannplatz zur U-Bahn.
– Ja, ich nich‘.
Hier, haste meine Nummer, meldst dich ja eh nich‘! Gute Nacht!
– Nacht!
Dit war dit.
Catural Label Release im Prince Charles
Brokof im FluxBau
Long time no see.
Wir waren weg. Wir hatten keine Lust. Wir haben es irgendwie geschafft, uns mit dem Winter anzufreunden. Mit dem Winter, der Zeitumstellung, der Dunkelheit, dem Fallen der Blätter und ja, am Ende auch mit der Kälte und heute dem ersten fetten Schnee auf Berliner Straßen und Wegen.
Wir finden inzwischen sogar irgendetwas Schönes an ihm. Der Schnee beruhigt die Hektik der Großstadt, nur die Leute, die hechten weiter.
Wir auch. Der erste Schnupfen hat sich gemeldet und die Nase ist rot. Vielleicht die gerechte Strafe.
Und wie geht es dir so? Sag?
War der Stiefel gefüllt? Gibt es den Nikolaus wirklich?
Bist du auch beinahe auf den glatten Wegen ausgerutscht? Ja?
Das letzte Mal, dass du so phosphorisiert hast,
… muss neulich gewesen sein.
Auf dieser Fete, die dazu da war, das Medizinerexamen zu feiern. Und das juristische. Von einem.
Der Keller voll. Die Leute zum Teil auch. An der Wand immer wieder neue phosphorisierende Kunstwerke zu entdecken. Simon ist DJ und mit seinen Platten beschäftigt. Auch er phosphorisiert voll. Die Leute tanzen.
Die Jungs buhlen um die Wette um dieses Mädchen, das genau weiß, dass sie alle toll finden.
Sie ist die betrunkenste von allen und steht ein bisschen cool und ein bisschen angewidert in der Ecke.
Statt aufs Buhlen einzugehen, geht sie zu ihr, diesem anderen Mädchen auf der Tanzfläche, das halb gelangweilt, halb angestrengt und auch ein bisschen müde sich zum Takt der Musik bewegt und an ihrem schlecht gemixten Mixgetränk nippt.
„Du willst mich doch küssen.“, sagt die Umbuhlte zur Gelangweilten und drückt ihr ihre Lippen ungefragt auf den Mund. Nun schaut sie ganz perplex die Gelangweilte und wippt denn weiter.
Das letzte Mal, dass du so phosphorisiert hast, muss heute gewesen sein.
Mädchen für alle.
Sie sitzt im Bus einem alten Mann gegenüber. Er hat eine Thoben-Tüte auf dem Schoß.
Sie fragt, was es denn heute für Kuchen gibt. Sie hat einen französischen Akzent, denn sie kommt aus Belgien, erzählt sie. Momentan studiert sie hier. Sie spricht gutes Deutsch. Der alte Mann mit seinem Kuchen ist begeistert.
Hübsch ist sie, das blonde Haar lukt aus der Mütze heraus. Es ist kalt an diesem Sonntag Morgen. Draußen schneit und regnet es kleine Flocken.
„Donauwelle. Und Apfel.“ Sagt er. „Beim Thoben für nur achtzig Cents, is‘ nämlich von gestern, aber schmeckt ja heute ooch noch, wa?“
Eine dritte mischt sich ins Gespräch.
„Das nächste Mal geb ich dir einen aus. Ich mach die weltbesten Muffins.“
Er hört sie nicht. Sie wiederholt sich.
Er spricht mit dem belgischen Mädchen. „Woher biste denn? Brüssel?“, fragt er. „Nein, aus Antwerpen“, sagt sie.
Nach zwei Stationen steigt er aus.
Die Muffinbäckerin setzt sich auf seinen Platz. Jetzt ist sie dran, mit dem belgischen Mädchen zu reden. Für eine Station wenigstens.
„Hi, je m’appelle Andrea, but I can also talk English to you.“, sagt sie als habe sie vergessen, dass das belgische Mädchen die ganze Zeit Deutsch mit ihr gesprochen hatte.
Eine Station fährt Andrea, dann muss auch sie aussteigen, sie nimmt die Hand des belgischen Mädchens und verabschiedet sich herzlich mit einem irgendwie nicht so recht passenden „Nice to meet you!“ mit deutschestem Akzent und eilt aus dem Bus.
Es steigen neue Gäste ein. Eine Mutter mit ihren zwei Söhnen sitzt dem belgischen Mädchen gegenüber. Das belgische Mädchen spricht mit den Kindern, fragt sie etwas.
Bis ein älterer Herr sich neben das belgische Mädchen auf den Sitz quetscht. Der Platz ist eigentlich gar nicht gemacht für Zwei. Sie lässt sich nichts anmerken. Ihm wird es wohl doch zu eng, bald steht er auf. Und dann kommt er wie viele andere mit dem blonden belgischen Mädchen ins Gespräch. „Ja, und was machst du dann hier?“ „Ich studiere hier Deutsch“ „Ach so, das ist ja schön.“
Zusammen steigen sie in den U-Bahn-Waggon und fahren mit der U7 davon.
Was ist es wohl, was sie an sich hat? So viele verschiedene Menschen kreuzten in nur 15 Minuten ihren Weg und schenkten ihr einen Teil ihrer Geschichten.
Sie ist das Mädchen für alle.
Bilder von Bergseen
im Valentin Stüberl Neukölln.
Sie schmücken die Wand diese Bilder, immer mit dem selben Motiv. An einer anderen hängt die Quelle-Tüte aus den 90ern.
Stimmt, da war mal was. Quelle.
Wir sitzen auf Bierbänken und essen Kartoffelsalat mit Würstchen zum gezapften Bier. Stulle hätte es sicher auch gegeben.
Die Leute brabbeln hier und brabbeln dort. Unser Gebrabbel mischt sich darunter.
Am Nachbartisch knutscht ein Pärchen, das offenbar noch nicht so lange Pärchen ist. Der Kerl, der ihnen am Tisch gegenüber sitzt und irgendwie französisch aussieht, schaut erst verstört ob der sich darbietenden Intimitäten und kann sich dann ein Grinsen in unsere Richtung nicht verkneifen. Er denkt, was wir denken, als das frisch gebackene Paar es auf einmal eilig hat, zu gehen.
Wir ja nicht. Wir bleiben noch. Kurz.
Ein Bier noch, ein kleines.
Lords of the Underground
Without sayin‘
En vecka i Stockholm.
Wie und wann sind wir hierhin gekommen?
Ich glaube,
ich bin schon wieder ernsthaft in Thom Yorke verliebt.
Nach fast einem Jahr Warten war es heute endlich soweit – Radiohead in Berlin.
Der Tatsachenbericht bleibt absolut subjektiv der eines Fans.
Es war großartig und entgegen anderer Meinungen tanzt niemand so hübsch wie Herr Yorke.
Ich mag mich wiederholen, aber:
Dear Mr. Yorke, would you mind marrying me soon? Yours sincerely, special K.
Neustockland.
Vielleicht zum letzten Mal draußen in diesem Jahr.
Mit Jacke, dickem Pulli und Mütze tanzt es sich ganz kuschlig.
Brennende Tonnen wärmen ausgekühlte Hände.
Vom Stockturm fliegen Feuerbälle in die dunkle, eben noch so kühle Luft.
Und plötzlich regnet es Konfetti in langen Fäden.
Im Vordergrund die Musik und wieder so viel Glitzer in den Gesichtern der Leute.
Die Bar serviert Kaltes und auch Warmes. Den ersten Glühwein in diesem Jahr bekommst du hier.
Paul, vielleicht hieß er so, wünscht deshalb allen Frohe Weihnachten und will Mädchen an seinem Glühwein nippen lassen. Das letzte hatte abgelehnt und ihn dabei angelächelt.
Flo tanzt Mädchen an. Das macht er eigentlich nur, wenn er betrunken ist. Vielleicht ist Mia die erste und wirklich die einzige, die er anspricht, sie glaubt das aber nicht.
„Oh nein, jetzt quatscht dieser Typ sie auch noch an. Denkst du. Und dann schaut ihr euch tief in die Augen und es kommt dieser Song. Wäre es vielleicht ein anderer gewesen, vielleicht hättest du dich jetzt verliebt.“ Sagte er so zu Mia. Und tanzte an ihr vorbei, noch bevor sie etwas dazu sagen konnte.
„Weintrauben? Willste?“
An den Feuertonnen machen sich eben noch Unbekannte bekannt.
„Bist du denn schon 18? Wie um Himmels willen bist du hier rein gekommen?“
„Aber, aber… ich bin doch schon viel älter.“
„Bestimmt gehört deinen Eltern das alles hier, ist doch so, oder? Und deshalb bist du hier.
Und was machst du sonst so? Auf welchem Trapez spazierst du so herum? Du machst doch bestimmt irgendwas mit Jazzdance.“
„Ja, ja. Ganz genau so ist das.“ Heute auf jeden Fall.
Die Sonne geht später auf als sonst. Ansonsten ist alles wie immer.
Just an ordinary Freitag.
Sonne.
Vielleicht einer der letzten Tage mit ihr.
Pfeifend fahren wir Rad.
Auf dem Türkischen Markt gibts die größten Kürbisse der Welt.
Aber auch noch Wassermelonen.
Dazwischen also, zwischen Sommer und Herbst, das waren wir heute.
Die Straßen voller Menschen. Sie sind gut drauf. Die Cafés sind voll. Man sitzt heute noch draußen.
Am Ende des türkischen Markts tanzen eine Frau und ein Mann Capoeira in Zeitlupe.
Ein Mann und eine Frau spielen Geige dazu. In Zeitlupe.
In Elenas Zimmer essen wir Schokoladentorte und trinken Kaffee und träumen von New York.
In Keksform gibt es immerhin schon Freiheitsstatuen. Mehrere.
In der Sonne warte ich bei den tanzenden Zeitlupencapoeiras auf Irene.
Ich hab ihr Elenas Freiheitsstatuenkeks mitgebracht.
Während ich so warte, fährt mir Eduardo mit seinem Peugeot-Rennrad entgegen.
Ein Küsschen auf die Wange drückt er mir und radelt weiter.
Irene kommt und wir bummeln herum.
Aus Ananas und Gurke wird heute noch Ananas-Gurken-Chutney.
Am Kotti trennen sich die Wege. Irene dahin, ich dorthin.
Zuhause klingelt Melissa. Sie ist wieder da, war kurz weg, schön dich zu sehen!
Ich besuche Karo und die Kinder. Sie hüpfen auf uns, hüpfen auf dem Bett.
Währenddessen ist die Sonne untergegangen. Noch vor 8.
Just an ordinary Freitag. Aber ein schöner.
Kochhaus
Wege in die Panorama Bar.
Ostbahnhof.
Es ist 5. Oder 6? Jedenfalls früh.
Glaube ich.
Ich bin nicht betrunken. Sicher.
Obwohl ich vorher auf einer Fete war,
wo sie alle, ja wirklich alle, Alkohol tranken.
Ich auch.
Alle sind müde.
Ich nicht.
Ostbahnhof.
Mit dem Fahrrad hergeradelt.
Elena auch.
Im Ostbahnhof gibt’s Cola.
Leute gehen rein,
Leute gehen raus.
Wir rein.
Wir raus.
Ein blonder Mensch sagt,
wir hätten doch vorhin geflörtet.
Ich kann mich nicht erinnern.
Er lügt.
Ich nicht.
Er geht rein.
Ich nicht.
Tschüss.
Zwei betrunkene Jungs freuen sich über Elenas Fahrradhelm.
Sicher unterwegs. Immerhin unterwegs.
Schnell weg.
Wir lachen.
Hä? Ich verstehs nicht!
Ich auch nicht. Sagt eine Dritte.
Ostbahnhof. Früh am Sonntag.
Es ist noch dunkel.
Schnell rein.
Aber schön, dass wir uns trafen.
Heute
fühle ich mich so examiniert.